14/4/2024
Kultur im Wirtshaus
Editorial
Nachgefragt: Gastronominnen im Gespräch # Isabella Druckenthaner
Die Tourismusschülerin meint: "Einzelne Situationen verscheuchen junge Frauen, weil sich viele denken: Das tu ich mir nicht an. Auch, weil es ein Knochenjob ist."
Text:
Magdalena Mayer & Martha Miklin II friendship.is

Isabella Druckenthaner: "Ich hab gelernt, drüberzustehen"

Was mir immer wieder untergekommen ist: Dass ich Fräulein genannt werde und mir nebenbei ein paar „nette“ Sprüche über Frauen anhören muss. Mit der Zeit hab ich gelernt, schlagfertig zu sein und drüberzustehen. Blöde Sprüche nett und höflich zu kontern, sofern das möglich ist. Mir zu denken: Das ist vielleicht deine Einstellung, meine ist Gott sei Dank anders.

Einmal hab ich in einem Haubenlokal ausgeholfen, ich hab ein Dirndl getragen. Und da hat einer aus der Band, die gespielt hat, zu mir gesagt: „Du darfst mir alles bringen mit deinem Dekolleté.“ Ich war in dem Moment so perplex, dass ich gar nichts gesagt habe und einfach gegangen bin. Dann hab ich zu meiner Chefin gesagt, dass ich den Herrn nicht mehr bedienen will und sie hat das auch respektiert. Solche Situationen verscheuchen junge Frauen, weil sich viele denken: Das tu ich mir nicht an. Auch, weil es ein Knochenjob ist. Im ersten Praktikum war ich die kleine 15-jährige Isabella, aber ich hab auch Schank gemacht und musste Tableaus voller Bierkrüge in den Gastraum bringen. Ein 15-jähriger Bursch stemmt das sicher leichter als ein 15-jähriges Mädel. Ich glaube, das ist auch das Problem bei der Ausbildung, weil viele Mädels sagen: Nein danke, das will ich nicht.

Was ich mir wünschen würde? Mehr Verständnis, mehr Offenheit und mehr Freundlichkeit, und zwar auf Augenhöhe. Einfach netter miteinander sein. Auch wenn ich gerade arbeite und du deine Freizeit verbringst, habe ich Respekt verdient.

Isabella Druckenthaner ist Schülerin aus Altmünster der 4HLa der Tourismusschule Bad Ischl, Teilnehmerin am Genusslabor.