Kontrastreich wie nie zuvor zeigten sich Programm und Gästeliste der vierten Auflage von Kira Saskia Schinkos Wirtshaus Show. Erstmals nahm eine ganze Hörspielproduktion auf der Bühne Platz, ein intellektuelles Schwergewicht traf auf einen jungen Kabarettisten, und ein Bläserensemble der Marktmusik Scharnstein sorgte für Lokalkolorit im buddhistischen Zentrum. Dass alle scheinbaren Gegensätze zur harmonischen Einheit eines rundum gelungenen Abends verschmolzen, lag wohl nicht zuletzt am besonderen Geist des Ortes des Rangjung Yeshe Gomde am Scharnsteiner Bäckerberg.
Für Moderatorin und Erfinderin der Wirtshaus Show Kira Saskia Schinko hielten die sich überschlagenden Ereignisse eine nicht geringe Prüfung in Sachen Gelassenheit parat: Die noch bis zum Vortag angekündigten Gäste mussten beide - krankheits- bzw. unfallbedingt - absagen. Ob es Kira in dieser Situation geholfen hat, dass sie vom Team des Gomde Zentrums in jenem Quartier untergebracht wurde, welches bereits Weltstar Cher bewohnt hatte? Bewährtes Kommunikations- und Organisationstalent brachte jedoch rasch einen neuen Gesprächsgast für die Show.
Mit Robert Misik nahm einer der brillantesten Köpfe der europäischen Medienlandschaft am Bühnenstammtisch Platz: Journalist, Autor, gefragter Kommentator zu politischen Geschehen in Österreich (NZZ, Die Zeit etc.). Als Conférencier fungierte - diesmal wie angekündigt - der Kabarettkünstler Romeo Kaltenbrunner, der mit seinen Kommentaren zu Fremdenfeindlichkeit der ländlichen Bevölkerung auch eines der Hauptthemen des Abends vorgab. Angeregt diskutiert wurde so über die Unterschiede zwischen Stadt- und Landleben, die sich im besonderem Maße in den jeweiligen Wirtshausszenen widerspiegeln, über das Leben in Bubbles und den « Schreck der Begegnung » (R. Misik), mit dem in einem Landwirtshaus aufgrund der doch etwas bunteren, rubble-fernen Durchmischung der Gesellschaft noch zu rechnen ist. Das sei übrigens ein Grund, verriet Kira, warum eine ganze Anzahl von Kabarettist*innen sich der Herausforderung, vor einem gänzlich unbekannten, unberechenbaren Publikum im Rahmen der Wirtshaus Show aufzutreten, verweigert habe.
Stürmischen Applaus gab es für die ö1-Hörspielproduktion « Die Hochzeit », dargeboten vom Autor Marc Carnal, Michaela Bilgeri und Reinhold G. Moritz, im zweiten Teil des Abends. Die gänzlich in Paarreimen verfasste Satire nimmt in einem Landgasthof seinen Ausgang und wurde für all jene, die das beliebte Hörspiel bereits im Radio verfolgt haben, mit einem völlig neuen, überraschenden Ende versehen.
Im Rahmen einer Führung über das Gelände des gastfreundlichen Gomde Zentrums hatte das Publikum Gelegenheit, sich auf den Abend einzustimmen und die herrlichen Plätze der Anlage als Ort der Einkehr, der Meditation und als Anknüpfungspunkte für die Lehre des tibetischen Buddhismus kennenzulernen. Besucht wurden natürlich auch die « Orte des Wandels », an denen in Zusammenarbeit mit der Kulturhauptstadt Europas 2024 von Studierenden aus Österreich, Deutschland und Großbritannien architektonisch-meditative Oasen geschaffen wurden.
Dankbar vom Großteil der Besucherinnen angenommen wurde auch das Angebot, gemeinsam ein veganes Menü zu verspeisen. So hatten die beiden Köch*innen des Abends, Emilia Orth-Blau von Rosa und Marie und Simon Kotvojs von hin + wieder gut zu tun aber auch - wie ein Blick hinter die Kulissen unserer Photographin Veronika Philipp verrät viel Spaß bei der Zubereitung der gefeierten Köstlichkeiten.
Fotos Galerie von Veronika Philipp Photography